Das kulturelle Erbe endet nicht bei Denkmälern, Dokumenten und Sammlungen von Gegenständen. Geigenbau im italienischen Cremona, Yoga aus Indien, die kubanische Rumba, der Zaouli-Tanz in Côte d’Ivoire, der Pinisi-Bootsbau in Indonesien oder das traditionelle System der Wasserrichter in Peru – sie alle gehören zum Immateriellen Kulturerbe. Immaterielles Kulturerbe umfasst Wissen wie Traditionen oder lebendige Ausdrucksformen, die von unseren Vorfahren geerbt und an unsere Nachkommen weitergegeben wurden, wie z. B. Märchenerzählen, Fastnachtsbräuche, Sprachen, Rituale, festliche Veranstaltungen, Wissen und Praktiken in Bezug auf die Natur und das Universum oder das Wissen und die Fähigkeiten rund um traditionelle Handwerke. Die lebendigen kulturellen Ausdrucksformen prägen Identitäten und stärken den Zusammenhalt von Gruppen und Gemeinschaften.

Das UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes (2003) definiert Immaterielles Kulturerbe wie folgt:

„Unter "immateriellem Kulturerbe" sind Praktiken, Darstellungen, Ausdrucksformen, Wissen und Fertigkeiten – sowie die dazu gehörigen Instrumente, Objekte, Artefakte und kulturellen Räume – zu verstehen, die Gemeinschaften, Gruppen und gegebenenfalls Einzelpersonen als Bestandteil ihres Kulturerbes ansehen.“

Das in der 32. Generalkonferenz der UNESCO verabschiedete Übereinkommen setzt darüber hinaus folgende Ziele:

  • die Bestandsaufnahme, Erhaltung sowie die Sichtbarmachung des immateriellen Kulturerbes durch Ermittlung, Dokumentation und Erforschung etwa durch das nationale Verzeichnis und wissenschaftliche und künstlerische Studien.
  • Die Sicherung des Respekts vor dem Immateriellen Kulturerbe und den betreffenden Gemeinschaften, Gruppen und Einzelpersonen.
  • Die Weitergabe kultureller Praktiken insbesondere an die jüngeren Generationen durch schulische und außerschulische Bildungsmaßnahmen und die Förderung der Zusammenarbeit sowie Unterstützung auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene.